Du putzt deine Zähne, spuckst aus und – na super – da ist ein kleiner rötlicher Schimmer im Waschbecken.
Man denkt dann automatisch so etwas wie: „Ja gut, ich war heute wohl nicht gerade sanft.“
So geht’s vielen. Aber dieses kleine bisschen Blut der Anfang von etwas, das sehr gefährlich werden kann: Parodontitis. Warum diese Krankheit gefährlich ist und welche Auswirkungen sie haben kann, erfahren Sie in diesem Artikel.
Wie entsteht Parodontitis und warum wird sie zur systemischen Erkrankung?
Parodontitis betrifft nicht nur das Zahnfleisch. Sie betrifft das komplette „Tragwerk“ deiner Zähne. Fasern, Schleimhaut, Knochen — alles, was deine Zähne stabil hält, kann in Mitleidenschaft gezogen werden.
In vertieften Zahnfleischtaschen tummeln sich Bakterien, die Giftstoffe erzeugen — Endotoxine. Dein Immunsystem versucht dagegen anzugehen. Aber dieser Kampf bleibt nicht auf den Mund begrenzt. Der Körper schaltet auf „Dauerfeuer“, die Entzündung wird chronisch, das Gewebe baut sich ab, der Knochen zieht sich zurück. Und dann passiert das, was viele Menschen überhaupt nicht erwarten: Durch winzige, mikroskopisch kleine Öffnungen gelangen Bakterien und entzündliche Moleküle in die Blutbahn.
Und ab diesem Moment beeinflussen die Bakterien deinen gesamten Organismus.
Wie beeinflusst Parodontitis das Herz-Kreislauf-System?
Viele wissen: Parodontitis lockert Zähne.
Wenige wissen: Parodontitis kann dein Herz schwächen.
Wenn Bakterien wie Porphyromonas gingivalis ins Blut geraten, reizen sie die innere Gefässschicht — das Endothel. Das löst eine stille Entzündung aus, und an diesen gereizten Stellen bilden sich Verkalkungen aus Fett, Immunzellen und Bindegewebe. Eine unschöne Mischung, die deine Gefässe verengen kann. Das hat zur Folge, dass dein Blutdruck steigt und dein Herz kräftiger pumpen muss.
Und ja — Studien zeigen, dass das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall um etwa 25–50 % steigt. Nur wegen einer „kleinen“ Entzündung, die im Mund begonnen hat.
Wie hängen Parodontitis und Diabetes zusammen?
Medizinisch gesehen können sich die beiden gegenseitig verstärken. Wenn der Blutzucker dauerhaft hoch ist, wird das Immunsystem müder, langsamer — besonders im sensiblen Zahnfleischgewebe. Bakterien haben leichteren Zugang, Entzündungen können sich deutlich schneller ausbreiten.
Und gleichzeitig sabotiert die Zahnfleischentzündung die Insulinwirkung.
Die freigesetzten Zytokine blockieren die Rezeptoren und der Blutzucker kann nicht mehr sinken. Es entsteht ein Kreislauf, der sich gegenseitig antreibt.
Welchen Einfluss hat Parodontitis auf rheumatoide Arthritis?
Man glaubt ja, das Immunsystem erkennt Freund und Feind. Leider nicht immer. Bei Rheuma greift es den eigenen Körper an. Und Parodontitis-Bakterien können dieses Chaos verstärken. Porphyromonas gingivalis, ein Parodontitis Bakterium, verändert Proteine — und plötzlich denkt dein Immunsystem: „Feindalarm!“ Und so verstärkt sich die Autoimmunreaktion.
Umgekehrt sind Menschen mit Rheuma deutlich anfälliger für Parodontitis. Das Immunsystem ist ständig überlastet oder wird durch Medikamente gebremst — da reicht eine kleine Zahnfleischreizung, und die Entzündung wird chronisch.
Gut zu wissen: Wenn man Parodontitis behandelt, sinkt in vielen Fällen die Aktivität der rheumatoiden Arthritis. Das ist inzwischen gut dokumentiert.
Können Parodontitis-Bakterien das Gehirn erreichen (Alzheimer-Zusammenhang)?
Das klingt erstmal vollkommen verrückt: Bakterien aus dem Mund können doch nicht in mein Gehirn kommen. Oder etwa doch?
Tatsächlich wurde genau das in Gehirnproben von Alzheimer-Patient:innen festgestellt. Wenn die Keime einmal im Gehirn sind, können sie dort Mikroentzündungen auslösen und Prozesse aktivieren, die zum Abbau von Nervenzellen beitragen. Nicht als Ursache — aber als Verstärker. Deshalb wird Mundgesundheit immer häufiger als Faktor für langfristige Gehirngesundheit genannt.
Warum verschlechtert sich Parodontitis in der Schwangerschaft?
Während der Schwangerschaft verändert sich einfach alles — auch das Zahnfleisch.
Es wird weicher, stärker durchblutet, empfindlicher. Ein perfekter Ort für Bakterien, die sich sonst vielleicht gar nicht durchsetzen würden.
Wenn schon eine Parodontitis vorhanden ist, kann die Entzündung richtig Fahrt aufnehmen.
Die freigesetzten Botenstoffe gelangen über die Blutbahn auch zu Plazenta und Gebärmutter — und können Prozesse beeinflussen, die das Risiko für Frühgeburten oder niedriges Geburtsgewicht erhöhen.
Welche versteckten Folgen kann unbehandelte Parodontitis haben?
Zahnverlust ist sichtbar.
Was unsichtbar bleibt, ist oft viel gefährlicher:
- Veränderungen an Gefässen
- Auswirkungen auf den Stoffwechsel
- Belastung des Immunsystems
- mögliche Effekte auf das Gehirn
Parodontitis startet im Mund.
Aber sie bleibt nicht dort.
Genau deswegen ist sie eine systemische Erkrankung.
Wie kann man Parodontitis wirksam vorbeugen?
- zwei Mal täglich gründlich putzen — am Zahnfleischrand
- Zahnzwischenräume (!) täglich reinigen
- 1–2× im Jahr professionelle Dentalhygiene
- Zahnfleischbluten ernst nehmen
- weniger Zucker, kein Nikotin
- regelmässige Checks — besonders bei Risikofaktoren
Es sind oft die Basics, die langfristig den grössten Effekt haben.
Parodontitis ist in den meisten Fällen gut behandelbar – entscheidend ist eine frühzeitige Abklärung. Schon ein kurzer Kontrolltermin kann helfen, die Situation exakt einzuschätzen.
Wir analysieren Ihren Zahnfleischzustand sorgfältig, erklären die Befunde klar und empfehlen sinnvolle nächste Schritte.
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